Unser neues fischfreundliches Aquaponic-System im Gewächshaus ist nun schon über einem Monat fertiggestellt, das Wasser dreht seine Runden, die Fische sind quietschlebendig und die ersten Pflanzen sind bereits eingesetzt.
In diesem Artikel sollen nun die Wasserwerte, weitere Daten und Analysen veröffentlicht werden, um einen Eindruck zu vermitteln, wie die Handhabung eines eigenen Aquaponic-Systems aussehen kann.
Anmerkung: Bereits an Tag 7 durften unsere Fische ins Fischbecken und somit in ihr neues Zuhause einziehen (vgl. * in Tab. 01). Dies war allerdings nur deshalb möglich, weil wir bereits einen Teil des Fischbecken mit Wasser aus dem Aquarium füllen konnten. Nur etwa zwei Drittel des gesamten Wassers stammte aus der Leitung. Dementsprechend waren schon von Beginn an die nützlichen Bakterien vorhanden, um den Zyklus der Nitrifikation in Gang zu setzen. Ein Fischbecken, welches komplett mit Leitungs- oder Brunnenwasser aufgefüllt wird, benötigt etwa 3 bis 4 Wochen, bis das Wasser “bereit” für die Fische ist.
Tab. 01: Wasserdaten März 2019 – Anklicken zum Vergrößern.
Temperatur
Betrachten wir zuerst die Temperaturen – aufgeteilt in Außentemperatur, Innentemperatur im Gewächshaus und die Wassertemperatur im Fischbecken.
Anhand der stichprobenartig gemessenen Daten wird deutlich, dass die Wassertemperatur an keinem Tag unter 10 °C gesunken ist. Selbst an kühleren Tagen und teilweise sehr kalten Nächten um den Gefrierpunkt, hat das Wasser im Fischbecken eine zufriedenstellende Temperatur halten können.
Wir sind dementsprechend sehr zufrieden mit der Dämmung des Fischbeckens. Die Verarbeitung des Styrodur zum Schutz vor der Bodenkälte macht sich bezahlt.
Ammoniak, Nitrit und Nitrat
Die Messungen zeigen, dass es bis zur Messung Nr. 16 keinerlei Probleme mit Ammoniak oder Nitrit gegeben hat. Jegliche Abfälle (Futterreste, Pflanzenreste, Fischausscheidungen, etc.) wurden komplett zu Nitrat umgewandelt. Das Ökosystem ist stabil.
Auffällig war jedoch, dass das Nitrat bis Messung Nr. 16 sukzessive sinkt. Die bedeutet, dass die eingesetzten Pflanzen bereits einen Großteil des Nitrats fürs eigene Wachstum aus dem Wasser ziehen. Dabei sind alle Pflanzen noch sehr jung und erst im Anfangsstadium ihrer Entwicklung.
Langfristig gedacht wird das vorhandene Nitrat sehr wahrscheinlich nicht reichen, wenn die Pflanzen größer geworden sind. Deshalb wurden an Tag 17 weitere fünf Fische ins Fischbecken gegeben (vgl. ** in Tab. 01). Bislang sind alle Fische noch recht klein. Platztechnisch sollte es keine Probleme geben. Es ist ausreichend Platz für die Fische vorhanden. In Zukunft könnte es aber – je nach Wachstum der Fische – weitere Anpassungen geben. Wie gesagt, wir möchten ein artgerechtes Umfeld für die Fische.
Nach dem Einsetzen der Fische ist an Tag bzw. Messung Nr. 19 das Ammoniak sowie das Nitrit nach oben geschossen. Die Bakterien im Wasser sind noch nicht an die Mehrbelastung durch die weiteren Fische angepasst.
Diese kurzfristige Belastung ist erfahrungsgemäß für die Fische (Goldfische) kein Problem. In ein oder zwei Tagen sollten sich die Bakterien an die neue Situation angepasst haben, sodass die hohen Ammoniak- ud Nitritwerte wieder sinken. Präventiv wurde das Wasser zu etwa einem Viertel gewechselt (siehe *** in Tab. 01)
Ob alles so eingetreten ist, wie erhofft und erwartet, werden die Wasserwerte im Monat April zeigen.
pH-Wert
Der pH-Wert war im Monat März nahezu konstant bei 7,5. Dieser Wert ist ein bisschen zu hoch für die Pflanzen. Ziel im April ist es somit, den pH-Wert auf 7 zu senken. Selbstverständlich auf natürlichem Wege und ohne Chemikalien.
Pflanzen
Vom Eingang aus gesehen auf der rechten oberen Seite befinden sich die Erdbeerpflanzen in einem NFT-System. Insgesamt 12 Pflanzen wurden dort einzeln in die Pflanztöpfe gesetzt. Eine Pflanze hat es leider nicht geschafft und muss entfernt werden. Die restlichen 11 haben sich aber gut an das neue Umfeld innerhalb eines Aquaponic-Systems gewöhnt und bilden ordentlich Wurzeln, um die Nährstoffe aus dem Wasser zu ziehen.
Rechts unten im Lavakies wurden verschiedene Salate gesetzt, darunter Spinat, Blattsalat, Kopfsalat und Rucola. Alle Pflanzen kommen gut zurecht, allerdings unterschiedlich schnell. In wenigen Wochen sollten die ersten Salate bereit zur Ernte sein.
Auf der linken Seite im Lavakies herrscht eine kleine Vielfalt. Zuerst einige Frühlingszwiebeln, die wunderbar gedeihen. Anschließend einige Jungpflanzen wie Huanzontle (eine mexikanische Gänsefußart), Basilikum und die riesige Petersilie, die den Winter im vorherigen Aquaponic-System schadlos überstanden hat.
Links mittig wurden junge Paprika- und Chilipflanzen eingesetzt. Sie leben zwar noch, aber ein Wachstum ist nicht zu erkennen. Erfahrungsgemäß benötigen Paprika- und Chilipflanzen sehr viel Wärme. Möglicherweise ist es für diese Pflanzen im Gewächshaus zu kalt. Es wäre bestimmt die klügere Wahl gewesen, diese Pflanzen vorerst im Haus zu behalten und erst Ende Mai nach draußen zu setzen. Learn what you do, do what you learn.
Ganz vorne befinden sich vorgezogene Tomatenpflanzen in Töpfen. Diese werden allerdings nicht ins Aquaponic-System gesetzt.
Besonderheit
Schon mal von einer Wasserspinne gehört? Wir bisher nicht. Kräftig verwundert waren wir deshalb, als wir eine “tauchende Spinne” im Fischbecken entdeckt haben.
“Können Spinnen tauchen?”, war die erste Reaktion nach der überraschenden Entdeckung.
Dem Internet sei Dank und bei Wikipedia wurden wir schnell fündig:
“Die Wasserspinne (Argyroneta aquatica) oder auch Silberspinne ist die einzige Spinnenart, die nicht an Land, sondern unter Wasser lebt. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Britischen Inseln im Westen bis nach Japan im Osten. Die Tiere bevorzugen saubere Seen oder langsam fließende Gewässer. Da die Wasserqualität vielerorts durch Gülle und Pestizide aus der Landwirtschaft beeinträchtigt ist, ist der Bestand stark rückläufig. Sie steht auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in der Kategorie „Stark gefährdet“.
Den für eine Spinne ungewöhnlichen Lebensraum erschließt sie sich, indem sie die benötigte Atemluft unter einem dicht gesponnenen Netz in der Uferzone sammelt. Für das Luftholen streckt die Spinne ihre Hinterbeine und einen Teil ihres Hinterleibes aus dem Wasser und taucht ruckartig wieder ganz unter. Dabei nimmt sie eine Luftblase, die sich zwischen den Haaren und Beinen verfangen hat und den Hinterleib silbrig glänzend umschließt, mit nach unten. An einem der Signalfäden zieht sie sich zu ihrem Luftdepot und streift dort die Luftblase in ihre „Taucherglocke“ ab. In diesem Luftspeicher spielt sich der Großteil des Lebens dieser Spinne ab. Durch Diffusion wird der entnommene Sauerstoff aus der Luftblase teilweise wieder ersetzt.“ – Quelle: Wikipedia
Zum Abschluss des Artikels weitere Fotos zum aktuellen Stand im März 2019: