Die Anzucht von Pflanzen ist gar nicht so schwierig. Dennoch werden insbesondere bei Anfängern diverse Fehler gemacht, weshalb die Anzucht nicht zufriedenstellend gelingt. Dies ist natürlich schlecht für den Geldbeutel, da einige Saatgutsorten recht teuer sind, und außerdem ist es schlecht für die Psyche, wenn die kleinen Pflanzenbabys nicht so sprießen wie zuvor erhofft. Mögliche Folgen sind, dass schnell die Lust an der eigenen Anzucht verloren geht und auf bereits vorgezogene Jungpflanzen (mitunter von Hybridzüchtungen) zurückgegriffen wird.
Damit das nicht passiert und die Motivation an der eigenen Anzucht weiterhin aufblüht, möchten wir vom Team Aquaponic Deutschland die 5 häufigsten Fehler bei der Anzucht aufzeigen und wie sich diese mit einfachen Mitteln vermeiden lassen.
Zu viele Nährstoffe
Der wohl häufigste Fehler bei der Anzucht liegt begründet in der Wahl des Substrats, in dem das Saatgut keimen soll. Meist aus Kostengründen wird hier auf Anzuchterde verzichtet und stattdessen die handelsübliche Blumenerde verwendet. Diese Blumenerde ist allerdings vorgedüngt und somit voll mit Nährstoffen.
Weder das Saatgut noch die kleinen Keimlinge benötigen diesen Nährstoff-Boost. In diesem Stadium benötigen sie im Grunde nur zwei Faktoren: Licht und Wasser.
Hilfreich außerdem ein festes, aber nicht gepresstes Substrat, in dem die Keimlinge erste Wurzeln bilden können. Dieses Substrat sollte frei von Nährstoffen oder zumindest nährstoffarm sein. Also mindestens die handelsübliche Anzuchterde.
Noch bessere Ergebnisse haben wir allerdings mit Kokoshumus gemacht. Dieses Kokoshumus ist frei von Nährstoffen, wirkt schimmelhemmend und speichert Wasser deutlich besser als Blumenerde.
Zu wenig oder zu viel Wasser
Beide Fehler werden gerne gemacht – entweder zu wenig oder zu viel Wasser. Entweder völlig ausgetrocknet oder aber der ganze Topf oder Behälter steht unter Wasser. Ein nahezu konstantes Feuchtmilieu wird selten geschaffen.
Nachdem wir mehrere Möglichkeiten der Anzucht (Blumenerde, Anzuchterde, Watte, uvm.) ausprobiert haben, hat sich nach und nach eine Methode ergebnistechnisch mit deutlichem Vorsprung hervorgetan.
Wir benutzen bzw. wiederverwerten die Plastikschalen, in denen sich im Supermarkt frisches Obst und Gemüse befindet. Beispielsweise Rucola, Spinat, aber auch Erdbeeren und Weintrauben werden meist in diesen Schalen verkauft. In den meisten Haushalten landen diese Schalen im gelben Sack, doch bei uns werden sie gesammelt und für die Anzucht wiederverwendet. Vorteil: Es gibt sie gratis dazu und sie sind durchsichtig – so lässt sich auch von der Seite regelmäßig kontrollieren, wie feucht das Substrat ist.
In diese Plastikschalen füllen wir zu etwa zwei Dritteln das oben angesprochene Kokoshumus. Dieses Kokushumus speichert das Wasser ganz besonders gut. Ein Nachgießen während der Keimzeit ist in der Regel nicht notwendig. Einmal Angießen, Plastikfolie darüber, fertig. Mithilfe der Plastikfolie wird im Inneren ein biologisches Mikroklima erzeugt.
Kritiker werden nun natürlich die Menge an verwendetem Plastik und/oder den Kokos monieren, aber aus unserer Sicht ist diese Variante dennoch zu empfehlen. Alle drei Komponenten, sowohl das Humus als auch die Schalen und die Folie, können immer wieder verwendet werden. Selbstverständlich ist dies nicht die 100 Prozent perfekte und umweltfreundlichste Variante der Welt, aber verglichen mit vielen anderen Umweltsünden, die tagtäglich auf diesem Planet passieren, ist dies eine Variante die sich mit dem eigenen Gewissen vereinbaren lässt.
Zu wenig Licht
Der dritte sehr beliebte Fehler bei der Anzucht ist der Mangel an Licht, den die frisch gekeimten Pflänzchen dringend benötigen. Sollte dieses Licht fehlen oder nicht ausreichend vorhanden sein, ist ein Phänomen zu beobachten, dass als Vergeilung bezeichnet wird.
Bei der Vergeilung wächst die Pflanze nicht ordnungsgemäß, sondern bildet einen extrem langen, aber dünnen Trieb, um an das gewünschte Licht zu gelangen. In seltenen Ausnahmefällen schafft es die Pflanze später, sich zu erholen, aber in der Regel wird eine vergeilte Pflanze nach spätestens ein oder zwei Woche sterben.
Es ist also von enormer Wichtigkeit, für genügend Licht zu sorgen, sobald die ersten Keimlinge zu sehen sind. Beste Erfahrungen haben wir mit sogenannten Anzuchtlampen (engl. Grow Lights) gemacht, die über den Plastikschalen befestigt sind. Dies belastet zwar als anfängliche Investition den Geldbeutel, aber die Pflanzen werden es dir danken.
Leider ist die Anzuchtlampe, die wir empfehlen möchten, nicht mehr käuflich zu erwerben. Sobald wie eine weitere Empfehlung parat haben, wird sie hier ergänzt.
Zu kalt
Zwar ist eine zu warme oder gar heiße Umgebung ebenfalls ein möglicher Fehler, jedoch eher selten.
Viel häufiger ist es, dass die Anzucht in einer viel zu kalten Umgebung erfolgt. Bei uns erfolgt die Anzucht im Allgemeinen grundsätzlich im Haus bzw. in einem Raum, der relativ konstante Temperaturen zwischen 20 und 22 °C aufweist. Nur wenige Pflanzen benötigen es etwas wärmer oder kälter.
Wenn gewünscht ist, dass die Anzucht grundsätzlich im Gewächshaus stattfindet, dann empfehle ich über Methoden nachzudenken, um das Gewächshaus zu wärmen und die Temperaturen konstant zu halten. In Deutschland können die Temperaturen nachts auch im Mai noch unter den Gefrierpunkt sinken. Tagsüber zwar teilweise strahlender Sonnenschein, aber nachts noch am frösteln. Ohnehin gilt im Allgemeinen, die sogenannten “Eisheiligen” abzuwarten, um Jungpflanzen nach draußen zu stellen.
Eine Empfehlung zur Gewächshausheizung findest du hier.
Zu eng gesät
Als abschließenden und nicht zu vernachlässigen Punkt, soll eine zu enge Aussaat angesprochen werden. Obwohl es teilweise eine echte Mühseligkeit ist, die kleinen Samen einzeln zu verteilen, sollte dennoch genau darauf geachtet werden.
Die Jungpflanzen brauchen Platz zur Entfaltung, benötigen Licht, was sie sich bei zu enger Aussaat möglicherweise gegenseitig wegnehmen, und spätestens beim Pikieren rächt es sich, wenn untereinander verknotete Wurzeln abreißen.
Wir empfehlen bei der Aussaat einen Abstand von mindestens zwei Zentimetern zum jeweiligen Samen. Hier muss natürlich nicht mit dem Linear exakt nachgemessen werden, aber wer so ungefähr eine Daumenbreite einhält, ist auf der sicheren Seite. Mit dieser Methode lässt sich außerdem wunderbar nachzählen, welche Samen tatsächlich gekeimt sind und somit die Keimrate errechnen.
Haben dir diese Tipps geholfen? Oder hast du weitere Tipps und Tricks zur Anzucht? Hinterlasse unten gerne einen Kommentar.