Eigenes Obst und Gemüse im Garten anzubauen, ist in der heutigen Zeit keine Seltenheit. Zwar bei Weitem nicht mehr so “normal” wie noch vor einigen Jahren, aber immer noch sehr beliebt. Beispielsweise im Gewächshaus werden des Öfteren Tomaten und Gurken angebaut oder aber es werden die stark in Mode gekommenen Hochbeete verwendet, um Erdbeeren, Zwiebeln, Kürbisse, Salate und vieles mehr zu kultivieren. Frei von Chemikalien und künstlichem Dünger weiß der Hobbygärtner “was drin steckt”, jegliche Nahrungsmittel sind frisch und direkt aus dem Garten zu pflücken. Und schonender für den Geldbeutel ist es auch noch.
Warum sollte man dennoch über Aquaponic nachdenken?
Aquaponic ist ein spannendes Thema. In den letzten Jahren hat es enorm an Bekanntheit gewonnen. Dabei ist es nicht nur für die Hobbygärtner interessant, die bereits ihren eigenen Garten hegen und pflegen, sondern auch die all diejenigen, die noch keinen Garten und Gemüseanbau haben.
Aquaponic hat mit herkömmlicher Landwirtschaft wenig gemeinsam. Vielmehr versteht sich Aquaponic als Technologie, die im Übrigen bereits zu Zeiten der Azteken Erwähnung fand. In einem funktionierenden Aquaponic-System heißt es nicht nur “Boden vorbereiten, pflanzen, düngen, gießen, Unkraut jäten”, sondern es muss auf viele weitere und auch ganz andere Faktoren geachtet werden. Beispielsweise das Verlegen der Rohre, die Wasserdichtigkeit der einzelnen Becken, Höhenunterschiede für den durch Gravitation erzeugten Wasserlauf, Maßnahmen zur Gewinnung von Sauerstoff im Wasser (engl. Aeration) und vielem mehr. Aquaponic macht Spaß!
Es gibt natürlich noch weitere Gründe. Die Liste der Gründe ist schier endlos. Die möglicherweise fünf wichtigsten Gründe sollen im Folgenden vorgestellt werden.
Ein Aquaponic-System kann nahezu überall gebaut werden
Ein kleines Aquaponic-System braucht nicht viel Platz. Sofern das Gewicht es zulässt, kann es auf einem Balkon aufgebaut werden. Etwas größere Systeme können im Garten, in der Garage oder sogar im Haus realisiert werden. Die Lage, die Bodenbeschaffung und -qualität spielen bei einem Aquaponic-System keine Rolle, denn die Pflanzen werden nicht in den Boden gepflanzt. Es steht kein Acker, sondern nur eine Asphaltfläche zur Verfügung? Kein Problem: Auf dieser Asphaltfläche kann ein Aquaponic-System gebaut werden.
Das ganze Jahr über Anbau möglich
In den meisten Hobbygärten dauert die Saison von etwa März bis Oktober – und selbst das nur im Gewächshaus. Die herkömmliche Freilandzucht beginnt erst ab Mitte Mai nach den sogenannten Eisheiligen. In einem Aquaponic-System kann theoretisch das ganze Jahr über angebaut werden.
Weniger Wasserverbrauch
Bei der herkömmlichen Landwirtschaft geht sehr viel Wasser verloren. Täglich muss gegossen werden und das Wasser, welches von den Pflanzen nicht aufgenommen werden konnte, landet im Grundwasser – mitsamt Düngemittel und anderen Chemikalien. Bei einem Aquaponic-System wird das Wasser durch den (nahezu) geschlossenen Kreislauf immer und immer wieder verwendet. Wasser geht nur durch Verdunstung verloren. Im Allgemeinen gilt, dass Aquaponic bis zu 10-mal weniger Wasser verbraucht als herkömmliche Landwirtschaft.
Keine Limits
Vom kleinen Aquaponic-System im eigenen Garten bis hin zu riesigen, kommerziellen Systemen in größeren Hallen – das Prinzip und der Kreislauf bleiben identisch. Jeder hat die Möglichkeit, sein eigenes System mit den vorhanden Gegebenheiten sowie der persönlichen Bedürfnisse nach den eigenen Vorstellungen zu planen, zu designen und in die Tat umzusetzen.
Selbstproduzierte Lebensmittel
Dieser Aspekt ist in dieser Liste wahrscheinlich der wichtigste und kann in zwei Bereiche unterteilt werden: der persönliche Effekt und der globale Effekt.
Persönlich gesehen ist es einfach ein tolles Gefühl, wenn man weiß, wo die Nahrungsmittel herkommen und was genau drinsteckt. Nicht zuletzt schmecken selbst angebaute Lebensmittel grundsätzlich besser. Nicht zwingend auf der Zunge, aber auf jeden Fall im eigenen Gewissen.
Global gesehen bedeuten selbst angebaute Lebensmittel, dass wir Menschen uns bewusst sind, dass wir für unsere Zukunft und die Zukunft der gesamten Erde verantwortlich sind. Rodung von Regenwäldern und anderen Waldgebieten, das Aussterben vieler Pflanzen- und Tierarten, die Verschmutzung der Meere, Klimawandel – all dies sind Folgen von zu viel Konsum durch einen maßlos übertriebenen Lebensstandard unserer Gesellschaft. Bereits seit mehreren Jahren ist der ökologische Fußabdruck der Menschen viel zu groß. Seit Jahren verbrauchen wir mehr Ressourcen als der Planet nachproduzieren oder verarbeiten kann.
Das Paradoxe daran ist, dass dieser erhöhte Lebensstandard noch nicht einmal für alle Länder dieser Welt gilt. Jared Diamond, US-amerikanischer Evolutionsbiologe, Physiologe und Biogeograf, veröffentlichte im Jahre 2007 einen Artikel in der New York Times, dass jeder Amerikaner etwa 31-mal so viel konsumiert wie ein Kenianer und etwa 11-mal so viel wie ein Chinese.
Würden dementsprechend die Chinesen genauso viel konsumieren wie die Amerikaner, dann sähe der ökologische Fußabdruck nochmals drastischer aus. Was passieren würde, wenn auch noch Indien (neben China das Land mit den meisten Einwohnern) konsumtechnisch nachziehen würde, kann sich jeder selbst ausmalen.
Die meisten Probleme dieser Welt liegen begründet in übermäßigem Konsum, insbesondere in der westlichen Welt. Selbstproduzierte Nahrungsmittel und das Bewusstsein dafür, wo sie herkommen und wie sie angebaut werden, wären schon mal ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.